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Walldorfer Brunnen erzählt

Walldorfer Brunnen erzählt...

Figuren  zieren einen aus Bronze und Stelzen stehenden Brunnen
Einweihung 29. August 2001

Der Bildhauer Reiner Uhl

„Die Grundform des Walldorfer Brunnens sind zwei einander zugewandte Dreiecke. Gedacht sind sie von mir als Segel oder auch als Schalen. Als Segel symbolisieren sie den Weg, das Unterwegs-Sein, die Weltoffenheit der Waldenser.

Betrachtet man sie als Schalen, so stehen sie für Schutz und Geborgenheit. Mit beiden Assoziationen habe ich bei der Wahl dieser Symbolik gespielt. Auf und in den beiden Schalen werden makante Bilder aus der Geschichte Walldorfs dargestellt.

Erzählbrunnen oder Erzählsteine fertige ich seit Mitte der 1970er Jahre. Niemals geht dies ohne die Zusammenarbeit mit Menschen, die in dieser Stadt leben und die sie lieben. Es ist ihre Heimat.

Die Gespräche, die Zusammenarbeit mit anderen interessiert mich. Ein Erzählstein kann dazu beitragen, diese Identifikation mit der eigenen Stadt weiter zu vertiefen und in neue Bevölkerungskreise hinein zu tragen. Das halte ich für ganz wichtig.

Ich stamme selbst aus einer alten Frankfurter Holzbildhauerfamilie. Ich weiß, was es heißt, verwurzelt zu sein. Zunächst habe ich im Betrieb meines Vaters gelernt, später eine Ausbildung als Steinmetz und Steinbildhauer absolviert. Bei meinem Studium an der Münchner Akademie der Freien Künste beschäftigte ich mich schließlich auch mit Fragen der Metallbearbeitung. Seit einigen Jahren arbeite ich gerne mit Bronze. Es ist ein sehr festes und hartes Material, auch widerstandsfähig gegen manchen Umwelteinfluss von außen – vielleicht passen diese Eigenschaften ganz gut auch zu den Waldensern. Entscheidend für mich war zudem, dass sich die einzelnen Bildmotive mit diesem Material besonders gut ausbilden lassen.“

Reiner Uhl

Galerie (zum Vergrößern bitte Bilder anklicken)

Zum Herstellungsverfahren:

1.) Erarbeitung eines Wachsmodells:

     Das Industriewachs wird erwärmt und in Platten gegossen; anschließend werden diese
     mit Spachtel und Messer motivisch bearbeitet.

2.) Dieses Wachsmodell (1:1) wird in Einzelteile zerlegt, Luft- und Gusskanäle werden an
     den jeweiligen Einzelteilen angebracht.

3.) Negativformen müssen hergestellt werden als Vorbereitung für das eigentliche Bronzegussverfahren:
     Die Wachsmodellteile werden mehrfach in eine flüssige Keramikformmasse getaucht.

     Aus der Granulatmasse dieses Tauchbades entsteht nun Schicht um Schicht die Negativform (ca. 0,8 mm stark).
     Das Wachs wird ausgeschmolzen, die Form gebrannt und anschließend mit Bronze ausgegossen.
     Die Brenntemperatur liegt zwischen 950 und 1250 °C. Die Bronzeteile werden nun mit einem feinen  
     Wasserstrahl gereinigt, Fehlstellen ausgebessert und schließlich die Einzelteile wieder zu einem Ganzen zusammen-         gefügt

Ein „Erzählbrunnen“ in Bronzeguss

Brunnenfassung:
Gneis „Silver Platino“ aus dem Aostatal, Piemont

Bildhauer:
Reiner Uhl, Kilianstätten

Kunstgießerei:
Gundhöfer, Niedernberg (Aschaffenburg)

Wir danken für fachkundige Beratung:
Den Freunden der Waldenser Walldorf,
der Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte
sowie den Mitglieder der Arbeitsgruppe „300 Jahre Walldorf“
sowie der Kleingruppe „Brunnen Walldorf“

Impressum:

Magistrat der Stadt Mörfelden-Walldorf
Text: Museumsleiterin Cornelia Rühlig
Fotos und Layout: Druckservice Rudi Hechler